Schwere Regentropfen prasselten gegen die riesigen Transparistahlpanoramafenster und schränkten den Blick auf die Skyline von Kaas City sehr ein. Hier und da konnte man einen Gleiter durch die Nacht fliegen sehen oder die Spitzen eines der anderen Wolkenkratzer, wenn ein Blitz den Nachthimmel über der Hauptstadt des Sith-Imperiums zeriss. Doch all dies schien Lunox wenig zu interessieren, während er mit ausdrucksloser Miene aus seinem verdunkelten Apartment heraus, auf die Stadt sah.
Fast völlig nackt, nur mit einem einfachen Lendenschurz bekleidet, stand der junge Sith da und starrte hinaus in den Regen. Seine Stirn war gegen die Scheibe gelehnt und seine neuen Lichtschwerter lagen neben ihm, deaktiviert auf dem Boden. Schweißperlen rannen über sein Tattoo und die große Narbe auf seinem Rücken und seine Augen hatten wieder dieses bedrohliche blutrote Glühen angenommen, welches nun aber langsam zu schwinden begann. Vor wenigen Augenblicken noch, war sein Zorn wie ein Schwall glühender Magma durch seinen Adern pulsiert und hatte ihn an die Grenzen seiner Selbsbeherrschung getrieben. Und während sein Atem einen leichten Dunst auf der Fensterscheibe hinterließ und seine Füße begannen die Kälte des Bodens zu spüren, hing der junge Krieger seinen Gedanken nach.
„Immer noch nicht gut genug…“
„Besser….Ich muss besser werden.“
Langsam löste er sich von der Fensterscheibe und trat zurück in die Mitte des riesigen Raumes. Tief einatmend hob er seine Arme und spreizte die Finger. Seine Lichtschwerter auf dem Boden begannen zu Zittern, ehe sie sich in die Luft erhoben und blitzschnell in seine geöffneten Hände flogen. Fest war sein Griff und wurde nur noch von seiner Entschlossenheit, diese eine Grenze endlich zu überschreiten, übertroffen.
Es war nun mehr als ein halbes Jahr her, dass er von dieser Jedi auf Roon besiegt worden war. Er hatte sich damals schon an der Spitze gewähnt, bis ihn dieses Erlebnis zurück auf den Boden der Tatsache geholt hatte. Seitdem hatte er wieder begonnen wie ein Besessener zu trainieren um noch schneller, noch stärker zu werden. Bis er eines Abends in einer der doch eher unwichtigen Schriften eines Schülers des großen Sith-Lords Naga Sadow, von dem es eine digitale Kopie in Lunox, nicht unbeachtlicher, Bibliothek gab, eine bruchstückhafte Textstelle gelesen hatte, die ihn in Erstaunen versetzt und seit dem nicht mehr losgelassen hatte.
„ Mein Meister erklärte mir, in einer der wenigen Mußestunden die er mir zu gestand, folgendes:
Im Gegensatz zu Sith-Hexern und Attentätern, welche“……“von ihren Emotionen und der Macht Gebrauch machen wenn sie einen Zauber wirken oder ein Attentat vollführen, ist der Sith-Krieger“….“ Fluß mit seinen Emotionen und der dunklen Seite der Macht. Er unterdrückt sie“…“oder spart sie für den finalen Streich,“….“ in sein Denken und Handeln einfließen. Und doch macht ihn dies nicht zu einem Sklaven seiner Emotionen oder der Dunklen Seite. Ganz im Gegenteil. Dies macht ihn, was jeder Sith-Hexer oder Attentäter ihm sicherlich aus Neid absprechen würde, zu einem wahren Meister unter den Sith.“….“dem Sith-Krieger einen unerschöpflichen Quell der Macht in sich zu erschaffen und sich ihrer zu bedienen. Den wie wir wissen gebiert Zorn die Dunkle Seite der Macht. Doch gebiert die Dunkle Seite der Macht“…..“ Es ist also“…..“ ähnlich einem sich gegen sich selbst drehenden Wasserstrudel, der wieder“…..“, und der, wenn er angewendet und gemeistert ist, einen Sith-Krieger seiner wahren Bestimmung zuführt und ihn zum komplettesten Kämpfer und zur tödlichsten Waffe macht, welche die Galaxis je gesehen hat.“
Lunox ließ seine Arme sinken und schloß die Augen. Seine neuen Lichtschwerter ruhten weiter deaktiviert im festen Griff seiner Hände. Tief einatmend begann er seinen Geist zu leeren. Als sein Geist diesen Punkt erreicht hatte und ihn nur noch Dunkelheit umfing, begann er sich nun vorzustellen, wie sich zwei, sich gegeneinander drehende, Wirbel zu bilden begannen. Er stellte sie sich immer in rot und violett vor, um sie in seiner Vorstellung gut auseinander halten zu können. Rot für seinen Zorn, violett für die dunkle Seite der Macht. Nach und nach verwoben sich die die Wirbel trotz der entgegengesetzten Drehung und begannen einen großen Wirbel zu bilden, der wild und stark umhertanzte. Exakt in dem Augenblick als der Wirbel entstand, riss Lunox die Augen, welche nun wieder blutrot leuchteten, auf und aktivierte seine Lichtschwerter. Kampfsequenz um Kampfsequenz kämpfte er gegen unendliche Horden von unsichtbaren Gegnern ehe er fast zwei Stunden später erschöpft in die Knie brach und seine Lichtschwerter deaktivierte. Schweißtropfen fielen von seinem Gesicht auf den Boden und sein Atem ging stoßweise. Er war am Ende. Absolut erschöpft. Nur eine Frage und ein darauffolgender Entschluss schossen ihm durch den Kopf, ehe ihn wohltuende Ohnmacht übermannte.
„Was mache ich falsch?“
Er würde sein Training dort fortsetzen wo es am effektivsten, aber auch am gefährlichsten sein würde. Und vielleicht würde er an diesem Ort die Antwort auf seine Frage finden. Dort wo schon Jahrhunderte zuvor Sith-Krieger im Blut ihrer Feinde geboren worden waren und die Stärke erlangt hatten nach der sie sich sehnten, wo die Luft einst voller triumphaler Siege und erbitterte Niederlagen vergangener Tage erfüllt war… und heute Verfall und Wahnsinn herrschten. Der eigentliche Grund für seine Anwesenheit auf diesem Planeten so fern seiner Heimat.
Er würde zur Arena der Kampfmeister des dunklen Tempels gehen.