Die Cantina von Mos Ila
In der Cantina von Mos Ila war an jenem Abend eine Menge los, weswegen sich für Sinya das perfekte Ambiente bot, sich an einem kleinen Tisch am Rand mit ihrer Kontaktperson zu treffen. Die Mehrzahl der Gäste waren ganz normale Zivilisten, die nach einen langem Arbeitstag einfach nur den Abend genießen wollten. Darunter waren auch nicht wenige Schmuggler und Spacer, die wohl ihre eigenen Geschäfte abwickeln wollten. Es gab weder neugierige Blicke noch neugierige Ohren, was für Sinya ein gutes Zeichen war, dass es auch diesmal zu keinen nennenswerten Komplikationen kommen würde. Nun musste sie nur noch auf die Kontaktperson selbst warten, die sich leider recht viel Zeit ließ. Sinya wusste weder wie die Kontaktperson aussah noch welcher Fraktion sie angehörte bzw. ob sie überhaupt einer Fraktion angehörte. Das Einzige, was sie wusste, war, dass jene Kontaktperson ein Mensch war und sich zur rechten Zeit zu erkennen geben würde. Folglich wartete Sinya und obwohl sie das Warten eigentlich gewohnt war, fühlten sich die Minuten, die vergingen, wie eine halbe Ewigkeit an.
Schon nach kurzer Zeit betrat eine fünfköpfige Gruppe Imperialer Soldaten, die scheinbar Dienstende hatten, die Cantina und sorgten für ordentlich Krach am Tresen. Sie waren bereits ziemlich angetrunken und machten sich einen Spaß daraus, dem Barkeeper und den anderen Gästen auf die Nerven zu gehen. Immer wieder pöbelten sie andere Leute an und im Prinzip gab es nur eine Möglichkeit, sich nicht mit ihnen in einen Streit verwickeln zu lassen: Ihnen ausweichen. Für Sinya gab es jedoch noch eine andere Möglichkeit, die Soldaten im Falle einer Konfrontation schnell und einfach wieder abzuwimmeln: Geistestrick. Da Sinya unter allen Umständen ihren für das Treffen marktierten Tisch behalten wollte, entschied sie sich für Letzteres und bereitete sich entsprechend vor, während die Soldaten taumelnd und prügelnd durch die Cantina zogen und eine Spur des Verderbens hinterließen.
Schließlich war es soweit und der erste Imperiale Soldat steuerte Sinyas Tisch an. Seinem depperten und schelmischen Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte er wohl vor, die Twi'lek mit einem aufdringlichen Anmachspruch aufzureißen. Tatsächlich war es dann auch so. Der Soldat stützte seine Hände auf dem Tisch ab, senkte den Kopf und sprach Sinya halbtrunken und spuckend ins Ohr: „Hey kleine Sklavin! Soll ich dir ein Schockhalsband anlegen oder kommst du freiwillig mit mir?“
Es wurde dabei in der Cantina allmählich leiser, aber das merkte Sinya nur im Unterbewussten, da sie zu sehr auf den Soldaten fixiert war, der in jeder anderen Situation gerade sein eigenes Todesurteil unterschrieben hätte. Gemischte Gefühle machten sich in Sinya breit. Zum Einen musste sie innerlich grinsen bei dem Gedanken, was sie mit diesem Soldaten alles angestellt hätte können, wenn sie nicht gerade inkoqnito unterwegs gewesen wäre. Von psychologischer Erniedrigung über Verstümmelung bis hin zur Hinrichtung wäre alles im Bereich des Möglichlichen gewesen. Doch das alles war zur Zeit nicht möglich und es machte sie wütend, ihn für seine Dreistigkeit nicht bestrafen zu können. Stattdessen drang sie nun mit einem Geisestrick in seinen Kopf ein und gab eine simple Antwort von sich, die sie schon etliche Male zuvor von sich gab: „Du interessierst dich nicht für mich.“
„Ich interessiere mich nicht für dich.“ wiederholte der Soldat leise in einem betäubt hypnotisierten Zustand, während er sich langsam aufrichtete. Kurz darauf drehte er sich abrupt um, ging einen unkontrollierten Schritt und prallte plötzlich mit dem Kopf geräuschvoll gegen eine Wand. Genau genommen war es gar keine Wand, sondern der Brustpanzer eines hoch gewachsenen muskelbepackten Mandalorianers, der wundersamerweise direkt hinter dem Imperialen Soldaten gestanden hatte. Der Soldat taumelte zurück und brauchte eine Weile, um zu verstehen, was gerade passiert war und vor allem, gegen wen er gerade gerannt ist, während der Mandalorianer gemächlich seine Hände an die Schultern des Soldaten legte und ihn mit seinem Helmvisier anstarrte. In Sinyas Gesicht zeichnete sich dabei ein schadensfrohes, wenn auch dezentes Lächeln ab, wohl im Wissen, dass die Chancen für den Soldaten, heil aus dieser Sache herauszukommen, merklich gering waren.
Der Soldat selbst war allerdings zu dumm dazu, seine missliche Lage zu erkennen, und brüllte den Mandalorianer auch noch an: „Hey du Penner!“. Zu mehr kam er nicht, da der Mandalorianer nicht weiter zögerte, ihm einen Keldabe-Kuss, also eine schmerzhafte Kopfnuss mit dem Helm, zu verpassen. Ein dumpfer Knall, ein kurzer Schrei und der Soldat fiel bewusstlos zu Boden. Die folgende Kneipenschlägerei zwischen dem Mandalorianer und den verbleibenden vier betrunkenden Imperialen Soldaten, bei der sich Sinya natürlich dezent zurückhielt und sich wie der Rest der Cantinagäste köstlich amüsierte, endete schließlich damit, dass die fünf Soldaten im hohen Bogen aus der Cantina flogen und sich für eine lange Zeit nicht mehr dort blicken ließen.