<----- Orbit von Endor
Irgendwo im Urwald auf Endor
Vor einigen Wochen
So sehr Kay auch am Knüppel zog, die Steuermechanik war zu ramponiert, als dass er den X-Wing in eine sicheren Landewinkel bekommen würde. Der Vogel war verloren. Einen kurzen Moment – der dem Bothan wie eine Ewigkeit vorkam – überlegte er ob der Tod nicht eine passende Alternative darstellte...
Den Gedanken verwarf er und rief zu seinem R2:
„Irys, ich bekomme das nicht hin. Wir müssen raus!“
Mit einem Ruck zog er an dem Hebel zu seiner Linken, was fast zeitgleich das Cockpit-Fenster raussprengte und den Schleudersitz zündete. Er konnte Irys lang gezogenes Piepen hören als sich der Droide ebenfalls herauskatapultieren ließ, doch Kay vermochte nicht zu sehen wohin sie flog, da er vollauf damit beschäftigt war den klobigen Sitz so zu lenken, dass er unverletzt landen konnte. Er zündete den Antrieb des Sitzes sofort, da er nur wenig Zeit besaß seine Geschwindigkeit zu verringern.
Um ihm herum – und unter ihm- waren nur Bäume und Kay stellte sich auf ein unangenehmes Auftreffen ein. Mit einem gewaltigen Rums brach er in die Baumdecke ein. Er riss dabei zahlreiche Äste mit und spürte wie sein linker Arm und sein rechtes Bein sich unsanft an einem Ast aufschrammten. Zudem versengte ihm die durch den Antrieb angebrannten Zweige die linke Schulter. Unsanft landete der Bothan auf dem Boden und er spürte wie sich der Sitz unter seinem Gewicht und der Anziehungskraft des Planeten zusammendrückte und ein schauriges Knarzen von sich gab.
Kay atmete kurz durch und öffnete seine Gurte. Als er sich erhob sackte er kurz zusammen, anscheinend war die Wunde am Bein, doch tiefer als er ursprünglich gedacht hatte. Er richtete sich dennoch auf und blickte sich um. Es schien friedlich zu sein, er konnte Zwitschern vernehmen und nahm den schweren Geruch nasser Erde war. Vor ein paar Sekunden, war er noch in der Raumschlacht seines Lebens gewesen und jetzt befand er sich an einem Ort des Friedens? Er schüttelte unwillig den Kopf. Auch diese Orte können gefährlich sein. Er wollte das Notfall-Transmitter aus seiner Tasche holen, nur um festzustellen, dass die Tasche an seinem linken Bein beschädig wurde und das Gerät nicht mehr so aussah, als ob es noch funktionierte.
Das war ja klar, dacht er sich.
Er versuchte das Gerät anzuschalten, doch es ließ sich nichts machen.
Kay seufzte. Jetzt war er hier auf einem fremden Planeten und er hatte keine Möglichkeit Kontakt aufzunehmen. Weil ihm auf die schnelle keine Lösung einfiel, die ihm zur Behebung seines Problems verholfen hätte, setzte er sich auf den Sitz und überprüfte seine Wunden. Die Schürfwunde am Arm war im Gegensatz zu der am Bein nicht sonderlich tief. Auch die Brandwunde war nicht weiter schlimm auch wenn sich sein Fluganzug in die Wunde gebrannt hatte. Es hätte schlimmer kommen können.
Er zog sich seine Handschuhe aus und beseitigte die Lebenserhaltungssysteme auf seiner Brust. Die Luft auf Endor war eindeutig zum Atmen gedacht. Aus seiner Anzugtasche fischte er einen metallenen Flachmann und genehmigte sich einen tiefen schluck. Der bothanischen Brandy brannte auf angenehme Art und Weise seine Kehle hinunter. Danach riss er ein Stück seines Anzuges ab und ließ den Alkohol darüber laufen. Er würde das Stück Kleidung wohl nicht völlig desinfizieren, aber in solchen Situationen musste man sehen was man tun kann. Vorsichtig tupfte er seine Wunden mit den Fetzen ab und löste unter Stöhnen den eingebrannten Kleidungsrest aus seiner Schulter.
Danach nahm er noch einen Schluck und sammelte sich einen Moment. Was hatte er alles bei sich? Neben einem kläglichen Rest Brandy, besaß er noch zwei Leuchtraketen, einen Energieriegel, den Comlink, einen Datenzylinder, sein Multitool und den Vibrodolch seines Vaters. Alles in allem keine fürstliche Ausstattung – aber es würde wohl reichen müssen. Leuchtraketen waren hilfreich, aber solange er nicht wusste wie die Schlacht im Weltraum ausginge, war es etwas zu optimistisch für seinen Geschmack seine Position so öffentlich zu machen.
Der Comlink würde nicht bis zur Flotte kommen, aber...
Irys – schoss es ihm dann in den Kopf. Mithilfe des Droiden sollte es möglich sein die Flotte zu kontaktieren. Doch wo befand sich der Droide? Er öffnete den Com-Kanal und sagte: „Irys, kannst du mich hören?“ Er wartete, einen Herzschlag, zwei, drei – das vertraute Piepen ertönte. „Sehr gut, hast du den Flug gut überstanden“ Obwohl ihn niemand sehen konnte schnitt er eine Grimasse. Der Droide gab einen Ton zurück, der wohl halb Bestätigung, halb Fluch war, aber bei Binary konnte man das nie so genau wissen. „Kannst du meine Koordinaten ermitteln?“ Der Droide verneinte – es waren wohl zu viele Lebewesen auf Endor um einen Bothan genau aufspüren zu können.
„Ich verstehe, mach keinen Unsinn, ich melde mich gleich bei dir“
Kay sah prüfend zu einem der Bäume hoch.
Von dort hatte man sicher einen guten Ausblick über die Landschaft hier, dachte er sich und steuerte schnurstracks auf den höchsten Baum zu.