Kharr lenkte seine Schritte zielsicher zum Laboraufzug, der ihn zwei Ebenen nach unten bringen würde. Er musste sein Paket kurz auf dem Boden vor sich abstellen, damit er seine Schlüsselkarte vom Gürtel abziehen und durch den Leseschlitz am Aufzug ziehen konnte. Der Aufzug erschien nach wenigen Augenblicken, die Türen öffneten sich geräuschvoll.
"Könnten auch mal wieder geölt werden..." brummte er leise vor sich hin, während er mit den Füßen das Paket in den Innenraum schob.
Dort aktivierte er seine Zielebene, während er nach oben in die montierte Kamera blickte. Dies erinnerte ihn an ein paar Dinge, die er noch in seiner knappen Zeit zu erledigen hatte. Ein dezent ungemütliches Rucken ließ ihn erkennen, dass er sein Ziel erreicht hatte. Während sich die Aufzugtüren öffneten, beugte sich der Zabrak nach unten, um sein Paket aufzunehmen. Er lenkte seine Schritte einen langen, leeren Flur entlang. Zu den Seiten gingen mehrere Türen ab. Im vorbeigehen prüfte Kharr, ob die Türen wie üblich geschlossen waren. In letzter Zeit gab es immer wieder Vorfälle, in denen die Sicherheitsprotokolle verletzt worden waren. Grundsätzlich kümmerte ihn das wenig, nur heute konnte er keine unliebsamen Gäste gebrauchen. Als er das Ende des Ganges erreicht hatte, ließ ihn ein Geräusch inne halten. Er blickte sich kurz um, doch niemand war zu sehen. Er wendete sich wieder der Sicherheitstür, die sich vor ihm befand, zu. Wieder musste er sein Paket abstellen, um sich mit seiner Karte Zugang zu verschaffen. Er beute sich etwas vor und ließ sein rechtes Auge scannen, dieser Raum war mit weiteren Schutzmechanismen versehen.
Es war nicht einfach gewesen, sich die Freigabestufe zu verschaffen, doch letztlich hatte er das Vertrauen eines der Wissenschaftler gewonnen und war zu seinem Assistenten geworden. Kharr war der Mann mit dem Blick für das Ungesehene, Fragen, die sich ein Wissenschaftler oft gar nicht stellte, weil sie ihm zu nichtig erschienen, aber dennoch wichtig für das Gesamte waren. Auch wenn seine langfristigen Ziele andere waren, so erfüllte ihm dieser Posten mit einer gewissen Art von Zufriedenheit.
Die Tür zum Labor öffnete sich im Gegensatz zu den Aufzugstüren geradezu geräuschlos. Er nahm sein Paket wieder auf und verschwand im inneren.
Er bemerkte nicht mehr, wie ein Mann aus einem der Seitenräume trat, um auf den Gang zu treten. Der bis auf seine visorartige Brille eher unauffällig in schwarze Gewänder gekleidete Mann wirkte durchtrainiert aber nicht muskulös. Seine blaue Haut verlieh ihm etwas unwirkliches. Er lenkte seine Schritte auf die Tür, hinter der Kharr verschwunden war, zu. Dort blieb er stehen und schloss ein kleines Gerät an, ehe er ebenfalls eine Zugangskarte hervorholte und diese durch den Leseschlitz zog. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kaum erkennbaren Lächeln, während sein Virus ein paar augenscheinlich unwichtigere Subprogramme des Zugangssystems infizierte und umschrieb. Der Mann schob seine Visorbrille nach oben und entblößte rötlich leuchtende Augen. Der biometrische Scann aktivierte sich, dann wurde der Retinascann initiiert. Anstatt aber die Augen des Mannes zu überprüfen, schalteten sich die infizierten Subprogramme ein und gaukelten dem System eine passend zur Zugangskarte akzeptierte Retina vor. Die Tür öffnete sich. Caden zog seine Visorbrille wieder über die Augen, während er sein kleines Gerät abzog und durch die Tür trat, ehe sich diese wieder schloss.
Kharr hatte sein Paket einen Raum weiter geöffnet. Er befand sich im Zentrallabor außerhalb der Quarantänezone, die sich durch dicke Glaswände abgetrennt im Zentrum des Raumes befand. Kharr hatte aus dem Paket das leere Chassis eines Helferdroidens entnommen. Darin befand sich ein kleiner, gut gesicherter Gascontainer. Er entfernte den Schutzmantel des Containers nachdem er ein paar Dinge, die er in den letzten Tagen ins Labor geschmuggelt hatte, zusammengesucht hatte. Diese baute er zu einer kleinen Bombe zusammen und verband diese mit dem Container. Als er damit fertig war, setzte er alles in das Chassis des kleinen Droiden und nahm diesen auf. Ein Blick auf die Wand montierte Wanduhr verriet ihm, dass er nur noch wenige Minuten Zeit hatte, bis der Wachwechsel möglicherweise seine Manipulation an den Kameras bemerken würden. Er hatte keine Zeit, sich in einen Komplettanzug zu kleiden, deshalb holte er nur einen normalen Atemschutz hervor und aktivierte die Türsicherung der Quarantänezone. Solange der Gascontainer intakt blieb, würde ihm nichts passieren. Im Optimalfall sollte er schon die Promenade erreicht haben, ehe es losging. Er positionierte das mit Ha4zBer und Bombe präparierte Droidenchassis auf der Laboreinheit und aktivierte die zeitkontrollierte Tresoreinheit, in der sich Red Moon befand. Er wartete nicht, bis der Tresor nach oben gefahren war, sondern initialisierte die Öffnung des Tresors sofort, danach aktivierte er den Counter der Bombe. Anschließend verließ er die Quarantänezone. Doch bevor er die Tür dazu wieder verschließen konnte, vernahm er Schritte und sah eine behandschuhte Faust auf sich zufliegen.
Der wuchtige Schlag ließ Kharr hart gegen die Tür der Quarantänezone krachen. Dadurch wurde sie noch weiter geöffnet. Der Zabrak fuhr sich über die blutende Nase und rappelte sich gerade auf die Beine, als ein weiter Schlag gegen seine Schläfe donnern wollte. Reflexartig riss er seine Arme hoch, um sich zu schützen. Sein Gegner schien ganz genau zu wissen, wo er ihn zu treffen hatte, denn er ließ sich von Kharrs Schutzhaltung nicht abschrecken. Er bewegte sich leichtfüßig um Kharr herum und packte diesen Kräftig im Nacken, während er diesem das mit irgendwas gepanzertem Knie in den Magen trieb. Keuchend krümmte sich der Zabrak nach vorne, als ihm die Luft aus den Lungen getrieben wurde. Der Chiss nahm seinen freien Arm, schlug mit seiner Handkante wuchtig gen Kharrs Schläfe. Der Zabrak sackte in sich zusammen, sein Sichtfeld war auf das Gesicht des Mannes vor sich beschränkt und begann sich abzudunkeln.
"Wer zur Hölle... sind... Sie..." presste er mühevoll hervor, doch er erhielt keine Antwort.
Stattdessen holte der Chiss einen kleinen Gegenstand aus seinem Mantel und rammte diesen in Kharrs Hals. Der Zabrak spürte, wie sich eisige Kälte in seinem Körper ausbreitete, als sein Gegner die Nadel auch schon wieder entfernte und aus Kharrs Blickfeld verschwand.
"Wach... bleiben... nur noch vier... Min..." Kharr kippte bewusstlos zur Seite, noch bevor er seinen Satz zu Ende denken konnte.
Caden hatte das Labor mit schnellen Schritten verlassen. Zufrieden entsorgte er zwei Etagen weiter oben seine Giftnadel, eine Entsorgungseinheit weiter die Handschuhe, die er getragen hatte. Er war gerade auf das Promenadendeck getreten, als die Zeit, die er auf dem Bombendisplay des Zabraks gesehen hatte, abgelaufen war. Er griff in die Innentasche seiner Jacke, wo er auch das Gerät, mit dem er sich Zugang verschafft hatte, verstaut hatte. Er holte es hervor und gab einen zehnstelligen Zahlencode ein. Dann ging er in die Hocke und keine Sekunde später wurde die Station von einer starken Explosion, die Kharrs Bombe bei weitem übertraf, erschüttert. Die Energieversorgung fiel vollständig aus, es dauerte mehrere Minuten, bis die Notversorgung in Kraft trat. In dieser Zeit war Caden unterwegs zu seinem Schiff, denn er hatte auch dafür gesorgt, dass die Notversorgung nur auf das mindeste beschränkt war. Die Quarantänezone, die einst existiert hatte, war nicht nur teilweise beschädigt, sondern nicht operabel.
"Thavila Reven... Sie wollten die Gefahren von Red Moon aufzeigen... und habt eine echte Gefahr daraus gemacht. Gratulation." Zufrieden erreichte der Chiss sein Schiff.
Immerhin hatte Reven mit ihren Leuten wie Kharr dafür gesorgt, dass sich die Arbeit des Chiss minimiert hatte. Nun musste er nur noch beobachten und Daten sammeln, das Ganze konnte er nun unter optimalen Bedingungen an lebendigen Wesen tun.