<----- Mon Sulacca - Hangar
„Mon Sulacca“ - Gästequartiere
06-03-04 ABY 22:23
Inez zog die Bluse ihrer Uniform aus und ließ sich mit einem gutturalen Seufzen auf ihrem temporären Bett nieder. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sieben Stunden war sie unentwegt auf den Beinen gewesen, um sich die wichtigsten Bereiche der
Mon Sulacca anzusehen. Vom Maschinenraum im untersten Deck angefangen über die Pilotenquartiere bis hin zum CIC am Kommandodeck. Bei jedem Durchgang musste sie sich neu ausweisen, erklären, warum sie hier ist. Und jedes Mal musste sie sich mit Basic herumquälen. Ins CIC wurde sie nicht gelassen, da die Brücke als Hochsicherheitsbereich zählte. Sie war erledigt.
Lieber wäre ich sieben Stunden im Jäger gesessen, das ist weitaus weniger anstrengend als dieser Spießroutenlauf, dachte sie bei sich. Aber es hatte sich ausgezahlt, denn sie wusste nun, wo sich die wichtigsten Bereiche des leichten Kreuzers befanden und sie hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie riesig das Raumschiff ist. Alleine um vom Heck bis nach ganz vor zu gehen, brauchte man fast zehn Minuten, wenn man nicht aufgehalten wird. Glücklicherweise gab es Turbolifts, die auf einem Schienensystem in den Zwischendecks alle wichtigen Stationen anfuhren. So war es möglich, innerhalb kürzester Zeit diese Strecke zurückzulegen. Beeindruckend fand sie die Betriebsamkeit auf der
Mon Sulacca. Auch wenn ihr niemand etwas verraten wollte, so war es offensichtlich, dass es bald in den aktiven Einsatz ging.
Piep!
Inez runzelte kurz die Stirn. War da ein Geräusch gewesen? Sie lauschte, doch sie konnte nur das leicht gedämpfte Trampeln von Schritten im Quartier neben sich vernehmen. Das war ein Nachteil auf Militärschiffen, dem sie sich gleich nach ihrer Ankunft bewusst wurde. Die nicht tragenden Zwischenwände, wie zum Beispiel zwischen Quartieren, waren dünn, kaum mehr als ein Blickschutz und definitiv hellhörig.
Taptaptap… Pause… Klack… Taptaptap… Knarzen.
Ihr Nachbar ging zum Lichtschalter, löschte das Licht und legte sich ins Bett. Die Geräusche waren leicht zuzuordnen.
Piep!
Da war es wieder. Die Hapanerin richtete sich auf. Es war aus ihrem Quartier gekommen, da war sie sich recht sicher. Sie blickte sich um und entdeckte nach einigen Augenblicken ihr Datapad, das sie auf dem kleinen Tischchen gelegt hatte. Die Status-LED blinkte als Zeichen, dass sie eine neue Nachricht erhalten hatte. Sie stand auf, holte das Pad und ließ sich wieder aufs Bett nieder. Sie rief den Posteingang auf.
„
Granda…“, gab sie in einem ironischen Tonfall von sich, als die Nachricht - natürlich in Basic - angezeigt wurde. Sie tippte erneut auf dem Pad herum, um das Übersetzungstool aufzurufen. Zufrieden, vertraute Worte zu sehen, las sie die Nachricht. Sie beinhaltete Informationen zum Aufenthalt an Bord: wo sie ihr Essen herbekam, Fluchtpläne, Zutrittsbeschränkungen, Angaben zur Bordzeit und weitere Dinge, die sie auf ihrer Tour längst herausgefunden hatte. Doch dann wurde es interessanter: sie bekam als Pilotin im aktiven Dienst ihren eigenen Astromech-Droiden und musste ihn nur noch bei der
Abteilung für technische Betriebsmittel abholen. Inez las die Nachricht zu Ende und beschloss, ihren Droiden gleich abzuholen. Also stand sie erneut auf und machte sich auf den Weg. Zwei Quergänge weiter befand sich der Turboliftzugang.
Sie lehnte sich gegen die Kabinenwand und gähnte herzhaft. Turboliftfahren war absolut unspektakulär, denn Trägheitsdämpfer sorgten dafür, dass man von der Fahrt nichts bemerkte. Zum Glück war sie hier alleine. Inez’ Augen waren auf die Anzeige über der Tür gerichtet, die die Position der Kabine preisgab. Die Hälfte des Weges hatte sie zurückgelegt. Als sie den Blick wieder senkte, fiel er auf den keinen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand. Unweigerlich musste sie lachen. Die Bluse der Uniform hatte sie in ihrem Quartier vergessen, das Shirt, das sie trug, stecke nur noch zur Hälfte in der Hose und ihre Haare waren ganz schön zerzaust.
Ich hätte wirklich liegen bleiben und den Astromech morgen erst holen sollen, ging ihr durch den Kopf. Aber sie war auf dem Weg, also richtete sie sich auf, steckte ihr Shirt komplett in die Hose und zog diese hoch. Sie straffte den Gürtel und richtete ihre Haare. Wenige Handgriffe später befand sie sich in einem präsentablen Zustand.
Wenn Mum mich je so gesehen hätte, hätte ich sicherlich eine Woche Hausarrest bekommen.
Es war seltsam widersprüchlich. Es gab Momente, in denen ihre hapanische Erziehung voll und ganz präsent war. In diesen Momenten achtete sie auf ihr Aussehen, ihre Körperhaltung, ihre Ausstrahlung und verhielt sich absolut diszipliniert. Im nächsten Augenblick schlug jedoch das Leben, das sie bei den
Mist Drakes geführt hatte, durch. Bei den Piraten war es egal, wie man aussah, ob man höflich war oder nicht. Man musste nur seine Leistung erbringen. Wie? Das interessierte niemanden. Insgeheim fragte sie sich, welche Seite ihres Lebens hier nützlicher war. Ihre Gedanken darüber endeten als sich die Kabinentür öffnete.
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