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Montag, 14. Juli 2014, 16:40

Wenn die Sonne aufgeht


Kapitel I

Regentropfen prasseln gegen die Fensterscheibe. Der Blick nach oben, durch das Glasdach, lässt nur eine Flut erkennen, die langsam zu den Regenrinnen fließt. Die Wände sind minimal geschmückt, nur eine einzelne Rüstung steht an der Wand. Gerade gerückt und aufrechten Blickes, als ob sie Wache über jene hält, die ihren Blick standhalten. Seit der letzten Woche schon wird das Dojo nicht mehr besucht. Ein Graffiti mit der Aufschrift „Anarchisten“ prangt seid Beginn der Woche die Frontwand außerhalb des Geländes. „Und so dankt es mir die Regierung“, dachte Toshio welcher gerade das Dojo betrat. Sorgfältig zog er seine durchnässten Schuhe aus, stellte sie zur Seite und trat in seine Wohnung, welche mit dem Dojo verbunden war. Einfache Fliesen zieren den Boden, auf einem kleinen Schrank ziert ein Bonsai den Raum. Er hat diesmal die Form eines Halbmondes. Darüber hängt ein Bild eines Kirschblütengartens, der gerade seine Blätter verliert. Der Wind treibt sie an, und sie verschwimmen in der Ferne. All dies ist ein vertrauter Anblick. Die Regierung hat dieses Viertel erst vor wenigen Monaten errichtet. „Unbesorgt Leben. Ein Stück Heimat“ prangte mehrere Wochen ein riesiges Plakat, damit man die Japaner aussiedeln konnte. Doch nur jene, die sich einen Platz in der Gesellschaft erkämpft hatten, die Terroristen wurden inhaftiert und zum Zwangsdienst eingezogen. Toshio hatte es sich erkämpft. In Gefechten, so schrieb es auch die Tradition seiner Familie vor. „Beweise dich im Kampf, empfange den Tod mit offenen Armen, wenn es nötig ist“. Diese Worte hallten auch Toshio wieder durch den Kopf. Er betrat seine spärlich eingerichtete Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Dose Fruchtsaft heraus. Mit einem Zischen öffnete er diese und leerte sie gierig. Er war noch vollkommen durchnässt, doch es schien ihn nicht zu stören. Sein kurzes schwarzes Haar klebte ihn im Gesicht, Wassertropfen fuhren zum Kinn hinunter und der kurz getrimmte Bart leuchtete etwas im gedämpften Licht. Er trug einen schwarzen Mantel und weite Hosen, die ebenso an seinem Körper klebte. „Was ein Leben“, entfuhr es Toshio als er die Dose auf den Küchentresen stellte. Sofort schloss er den Kühlschrank wieder und machte sich auf ins Dojo.

Die Trainingshalle war in guter Verfassung. Der Holzboden auf Hochglanz poliert, die rote Rüstung stand zentral an der westlichen Wand, darüber eine rote aufgehende Sonne mit roten Strahlen. Toshios Blick verharrte auf seine Rüstung. Nichts ähnelte mehr dem Samurai der alten Geschichte Japans. Da stand sie, die mechanisierte Rüstung. Die Schädeldecke umfasste einen kleinen Kamm, der nur leicht nach außen wich. Das zentrale Platte des Kamms war knochig gestaltet und lies sich gut an den spitz zulaufenden Helm anpassen. Die geschlossenen Augen wirkten bedrohlich leer. Der Brustpanzer wurde von mehreren kleinen Platten zusammengehalten, an der Schulter hingen weitere. Die Unterkleidung, die man den Beinen erkennen konnte, war schwarz und aus leicht zu biegendem Metall hergestellt worden, um eine flexible Bewegung zu ermöglichen. Toshio ging auf sie zu und betrachtete sie eingehender. Noch vor wenigen Tagen trug er sie zu einer Feldübung. Zu seiner linken befand sich ein weiterer Schrank, darauf befanden sich seine zwei Schwerter in ihren Scheiden auf einem Waffenständer. Darunter seine Chain Rifle, ein Gewehr, welches geschmolzenes Metall auf seine Feinde versprüht und sie schmelzen lässt. Kurz streifte er mit seiner rechten Hand über die Schwertscheide seines Katanas, auf dem das Zeichen für Kampf eingraviert war. Er legte seinen Kopf etwas schief und versank in Gedanken. Der Regen der draußen tobte wurde heftiger, ein Unwetter zog herbei und es begann zu donnern. Ein Blitz schlug wohl ganz in der Nähe ein und das Licht, was dieser aufblitzen ließ, erweckte die Rüstung für einen Sekundenbruchteil zum Leben. Der Schatten stand in Kampfposition, bereit einen Gegner zu enthaupten. Doch es war nur ein kurzer Augenblick, der Toshio schließlich aus seinen Gedanken riss.

Aus dem Flur ertönte sein Teleterminal. Wieder im Hier und Jetzt wandte er sich ab und wanderte durch seine Halle zurück zum Flur, den Boden dabei nass zurücklassend. Im Flur angekommen stellte er sich vor sein Terminal und aktivierte dies. Ein kurzes Rauschen und das Flackern des aktivierten Bildes verrieten, das die Verbindung hergestellt wurde. Schließlich wurde das Gesicht eines etwa 50 Jahre alten Mannes projiziert, dem sein Alter überraschen deutlich anzusehen war. Mehrere Falten auf der Stirn und auch furchen an den Wangen, sowie eine Narbe schräg über dessen Mund waren zu erkennen. Ergrautes, kurz geschnittenes Haar war nur noch als Halbkreis auf dem Kopf zu erkennen und die kalten blauen Augen sahen direkt in das Bild. Es folgte eine höfliche Verbeugung, die Toshio prompt erwiderte. „Kaseiro-sensei, es ist mir eine Ehre“, begann der ältere Herr mit seiner tiefen Stimme. Noch ehe Toshio antworten konnte fuhr der Mann fort. „Kommen wir direkt zum Punkt, Sensei. Wir wurden davon in Kenntnis gesetzt, dass sie bereits einen Monat außer Dienst sind. Sie werden wieder eingezogen, die militärische Führung bezeichnet die kommende Mission als dringend.“ Toshio verzog keine Miene. „Es war wohl wieder soweit“, dachte er sich, „Verdammte Chinesen“. Er nahm Haltung an und verbeugte sich. „Ich nehme an, ich soll mich sofort beim Ministerium melden, Suketzu-dono?“, er richtet sich wieder auf und machte sich auf die Antwort gefasst. „Sie werden bereits abgeholt, Toshio-sensei. Wir erwarten sie in Kürze.“ Gerade als die Verbindung abbrach, klopfte man auch schon an seiner Tür. „Kaseiro Toshio, aufmachen im Namen des Kaisers! Bei zu Wiederhandlung sehen wir uns gezwungen ihre Tür einzutreten und das Dojo auf unbestimmte Zeit zu schließen. Sie werden ihrer rechte als Bürger Yu Jings verlieren und in Haft genommen!“ „Routine, hm?“, meinte Toshio leise. Nur wenige Schritte waren es bis zur Tür, ehe er sie aufschob und in rot glühende Augen sah. 4 Männer waren es, alle bewaffnet. Einer davon, anscheinend ein Offizier, hielt so etwas wie ein Messgerät in der Hand. Er deutete Toshio einen Schritt nach draußen zu machen, direkt in den Regen. Gerade als die Klamotten trocken wurden, trat Toshio in den Regen und blickte dem Mann in seinen Helmvisor. „Kaseiro Toshio, Domaru-butai, melde mich zum Dienst!“ Er nahm Haltung an, als ihm das Messgerät vor die Augen gehalten wurde. Ein Piepsen beendete den Scan. „Sie werden wieder in den Militärdienst eingezogen. Ihre Ausrüstung wird konfisziert und für kommende Missionen für sie bereitgestellt. In den Wagen.“ Ein beiläufiger Fingerzeig ging an den im Hintergrund stehen Pulstransporter, der wenige Zentimeter über den Boden schwebte. Ohne ein weiteres Wort trat Toshio auf das Gefährt zu, einen letzten Blick nach hinten werfend.

Das Dojo wird nun wieder einige Zeit leer stehen müssen, ohne seinen Wächter und seinem Meister.

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